Über das Projekt
„Kunst gibt nicht das Sichtbare wieder sondern macht etwas sichtbar.“ Paul Klee
Die Idee hat mich einige Zeit beschäftigt. Im Frühjahr 2010 wurde eine Ausstellung zum Thema „Multiples“ im Stadtmuseum ausgeschrieben. Ich entschied mich dazu 25 gleichartige, noch leere Kunst-Flaschenpost-Flaschen einzureichen. Bereits im September startet ich die Flaschenpost No 1 bei Crosshaven in der Nähe von Cork, Irland.
Das Projekt war auf 50 Flaschen, verteilt über 5 Jahre, begrenzt und endete im Dezember 2015. Durch die freundliche Mithilfe von Freunden und Personen, die ich um Mitwirkung bat, Flaschen in fernen Ozeanen zu starten, gewann das Vorhaben einen Hauch von weltweitem Abenteuer.
Wenn Sie mich nach der Idee fragen, die hinter diesem Projekt steckt, dann ist es vielleicht mein Bedürfnis, hin und wieder die Mechanismen und Segnungen unserer modernen Welt für ein paar Momente zu vergessen. Die Fahrpläne, den Zeitdruck, den Versuch der Ausschaltungen aller Risiken und Überraschungen zu vergessen. Die ursprüngliche Idee und die Erfahrungen von Reisen in Erinnerung zu rufen.
Eine Flaschenpost zu versenden mit einem Inhalt, der keinen nutzbaren, aber sehr wohl einen ideellen Wert hat, ist etwas anderes. Vielleicht einem spielenden Kind gleich etwas zu machen, das die Freude im Tun als Erfüllung ansieht.
Die Ungewißheit darüber, was mit der Flasche geschieht, ob sie je irgenwo gesichtet und nach Wochen, Monaten, Jahren am Strand gefunden wird oder ob sie an Klippen zerschellt oder im angespültenn Müll entlang der Küsten verlorengeht, ist ein Aspekt.
Die Frage nach der Kunst. Ich füllte die Flaschen mit Inhalten, die der Kunst zugeordnet oder assoziiert werden können. Gedichte, kleine Sachen aus meinem Atelier wie Pinsel, Buntstifte, Schnipsel aus Gemälden und Ausstellungen, dazu Funde aus der Natur wie Federn, Muscheln, kleine Steine von fernen Stränden. Der Finder der Flasche ist eingeladen, diese nur nach ideellem Wert zu bemessenen Inhalte als Anregung zu verstehen. Eine Flaschenpost finden und die Kommunikation kann beginnen. So, wie wir vor einem Gemälde, einer Skulptur versuchen etwas herauszufinden, was mit uns selbst zu tun hat.
Dem Finden einer Flaschenpost mag das Suchen vorangehen, aber das überraschende Finden ist ein viel glücklicherer Moment, den der Augenblick uns schenkt.
Eine Flaschenpost wird kaum gegen den Wind kreuzen, sie „segelt“ mit den Winden, den Strömungen…Dem Einen ist das Glück vergönnt, der Andere muß es sich noch verdienen.
Inzwischen wurden fast 80 Flaschenposten weltweit in die Freiheit der Meere entlassen.
11 Flaschen wurden gefunden, 9 davon in der Ostsee. Reisedauer zwischen 1 Woche, 6 Wochen, 13 Monaten. Viele werden auf ewig verschollen bleiben, an den felsigen Küsten zerschellt, im angespülten Müll nicht erkannt. Andere werden Jahre durch die Weltmeere kreuzen, getragen von Strömen, getrieben von Wind und See.
Stand 2020